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PRESSEMITTEILUNG BGR aktuell
Hannover, 11.09.2007
Geologen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe aus der Arktis zurückgekehrt
Wissenschaftler der BGR waren in diesem Sommer an zwei geologischen Expeditionen nach Spitzbergen und Sibirien beteiligt.
Zwischen dem 21. Juni und dem 5. August führte die BGR in Zusammenarbeit mit den Universitäten Erlangen, Bremen und Idaho (USA) sowie der „Store Norske Spitsbergen Kulkompani SNSK“ die Expedition CASE10 an der Nordküste Spitzbergens durch.
Strukturgeologische Untersuchungen und Altersbestimmungen an 400 bis 1000 Millionen Jahre alten Gesteinseinheiten dienten der Positionsbestimmung Spitzbergens zu jener Zeit. Die Ergebnisse bilden die Grundlage für die Rekonstruktion und Interpretation einstmals zusammenhängender jüngerer Sedimentbecken, die heute voneinander getrennt an den Rändern rings um das heutige Polarmeer liegen. Auf dieser Basis können mögliche Erdöl- oder Erdgaslagerstätten, die besonders in der russischen Arktis vor den Küsten Sibiriens vermutet werden, prognostiziert werden. Insgesamt waren 20 Teilnehmer an der Expedition beteiligt; seitens der BGR waren der Logistiker Jürgen Kothe und die Geologen Dr. Friedhelm Henjes-Kunst, Dr. Andreas Läufer und Expeditionsleiter Dr. Karsten Piepjohn an den fünfwöchigen Geländearbeiten beteiligt.
Anschließend nahmen Dr. Bernhard Cramer und Dr. Karsten Piepjohn auf Einladung des VSEGEI-Instituts in St. Petersburg an einer dreiwöchigen geologischen Expedition in das Khatanga-Gebiet an der zentralen Nordmeerküste Sibiriens östlich der Taimyr-Halbinsel teil.
Für diesen Teil der Erde gibt es auch heute noch nur sehr dürftige Informationen über den Aufbau der Erdkruste. Hauptziel dieser Expedition war die Untersuchung 100 bis 300 Millionen Jahre alter Sedimente, die sich am Grunde eines flachen Meeres abgelagert hatten und durch ihren reichen organischen Inhalt für die Bildung von Erdöllagerstätten von großer Wichtigkeit sind. Es wird zwar vermutet, dass es in den Schelfgebieten nördlich von Sibirien die letzten nennenswerten Erdöl- und Erdgasvorkommen unseres Planeten gibt, konkrete Hinweise über die Lagerungsverhältnisse der Gesteine und damit die Voraussetzung für Lagerstätten liegen bisher aber nur ungenügend vor. Während der Expedition wurde an einer Steilküste eine Stelle gefunden, an der es wie auf einer Tankstelle roch und das Wasser am Strand von dünnen Ölschlieren bedeckt war. Ob es sich hierbei jedoch wirklich um erste Anzeichen für eine Lagerstätte handelt, müssen spätere Untersuchungen und Modellierungen zeigen.
Die Einladung zweier Geologen der BGR zu dieser Expedition zeigt das große Interesse der russischen Seite an dem Know-how der BGR über die Bildung von Lagerstätten und die regionale Geologie der Arktis. Die BGR strebt nun eine strategische Kooperation mit dem Institut SVEGEI an, um auch in Zukunft in Sibirien arbeiten zu können. Für die Erteilung von Aufenthaltsgenehmigungen ausländischer Geologen für Arbeiten in den meist gesperrten Gebieten ist ein russischer Partner unabdingbar.
Weitere Informationen: Aktivitäten der BGR in der Arktis
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